POP
C D s
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NEUES AUS
DER MUSIKWELT
The Kooks
LISTEN
Vitgin/Univctsal CD (auch als LP erhältlich)
Da werden die Käufer des allzu
vorsichtigen letzten Albums („Junk
Of The H eart“,
2 0 1 1
) aber Ohren
machen. Um nicht langsam in Rou-
tine zu verfallen, haben sich die
Kooks selbst ein Hallo-wach-Pro-
gram m verordnet. A ufgerüttelt
vom jungen Londoner Produzenten
Inflo sowie Drum m er-Neuzugang
Alexis Nunez erstaunt die Gruppe
aus dem Seebad Brighton nun mit
ungewohnt perkussiven, tanzanre-
genden Tracks. Außerdem frischen
Pritchard & Co. ihren Britpop hier
mit knackigen Elementen aus Funk,
Hip-Hop und R ’n’ B auf. Massives
Airplay und Einsätze in der Disco
sind den bewegungsfördernden
Ohrwürmern garantiert.
hake
MUSIK ★
KLANG ★ ★ ★
★ ★
LaBrassBanda
KIAH ROYAL
RCA/Sony CD (als Doppel-LP geplant)
(63’)
Mit mitreißenden Auftritten erspiel-
te sich LaBrassBanda Kultstatus.
Nun schalten die Jungs aus dem
Chiemgau einen Gang zurück. Nach
dem letzten Mitschnitt aus der Olym-
piahalle München präsentiert die
mittlerweile zum Oktett gewachsene
Band ihre mitreißende Melange aus
bayerischer Polka und Balkan-Beats
bei einem Konzert vor
8 0
glücklichen
Kühen. Viele Originale von „VW Jet-
ta“ über „Nackert“ bis zum „Roten
Hoserl“ erscheinen akustisch in ei-
nem völlig neuen Klanggewand. Als
Gäste sind neben Rocko Schamoni
noch Stephan Remmler und Ex-Bier-
mösler Christoph W ell mit seinem
Milchbauern-Solidaritäts-Rap
„ 4 0
Cent“ dabei.
wz
MUSIK ★ ★
KLANG ★ ★ ★
M arianne F aithful)
GIVE MY LOVE TO LO NDO N'
Naive CD
(40’)
Auch als LP geplant
Grauen provoziert die Vorstellung,
Marianne Faithfull könnte ein Tribu-
te-Album mit Everly Brothers-Klas-
sikern aufnehm en. Eine Ahnung
davon, w ie das klingen w ürde,
verm ittelt hier ihre Deutung von
„The Price Of Love“. Die von „Going
Home“ ist weniger problematisch:
Das hatte Leonard Cohen auf „Old
Ideas“ neulich nur rezitiert. Pein-
lich ist aber denn doch, wie sie am
Ende ein verkitscht arrangiertes „I
Get Along W ithout You Very W ell“
wie eine fast vergessene dem Tode
nahe Diva singt. Sehr realistisch
spielt Marianne Faithfull dagegen
die Rolle im Heroin-Dram a „Late
Victorian Holocaust“.
F. Sch.
MUSIK ★ ★ ★ ★ ★
KLANG ★
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Ryan Adams
RYAN ADAMS
PaxAm/Sony CD
(43’)
Als LP geplant
Nach der Hochzeit mit Schauspiele-
rin M andy Moore sah es kurzzeitig
so aus, als könnte die Macht der
Liebe Ryan Adam s retten, doch
inzwischen treiben ihn w ieder die
C ounting Crows
SOMEWHERE UNDER WONDERLAND
Capitol/Universal CD (als LP geplant)
(41’)
Auch mehr als
2 0
Jahre nach ihrem
Debüt wirkt die kalifornische Band
noch nicht verbraucht. Ihr oft melan-
cholisch anm utender Rocksound,
dem Sänger Adam Duritz mit seiner
m arkanten Stim m e einzigartiges
Profil verleiht, hat eine zeitlose
Komponente, klingt verspielt und
leistet sich oft fantasievolle Veräste-
lungen. Die Counting Crows folgen
völlig ihrem eigenen Tempo: Das
siebte Album in
2 2
Jahren ist nicht
viel. Aber nur so lässt sich ver-
mutlich diese selbstverständliche
Lässigkeit in ihrem „Hippie-Rock“
bewahren, durch die die Counting
Crows - Neil Young m usikalisch
nicht unähnlich - auch
2 0 1 4
noch
ihre Berechtigung haben.
pb
MUSIK ★ ★ ★
★ ★
KLANG ★
alten Dämonen um. „The flowers
th at once w ere in bloom , are
shadows“, stellt er ernüchtert fest
und gibt sich in fast allen Titeln
dem Schwarzsehen hin. Todun-
glücklich klagt er zum aufrechten
Alternative Rock, dass alles in ihm
zerbrochen ist („I Just M ight“), er
am liebsten nur noch davonlaufen
möchte („Am I Safe“) und schlicht
nicht w eiter w eiß („Let Go“). Ben-
mont Tench (Tom Petty) und Johnny
Depp begleiten die gequälte Seele
auf ihrer Höllenfahrt.
hake
MUSIK ★ ★ ★
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KLANG ★
Das DR-Logo gibt den Dynamikumfang des Tonträgers an. Nähere Infos unter www.stereo.de
Foxygen
... AND STAR POWER
Jagjaguwat/Catgo 2 CDs
(82’)
Nach dem EP-Debüt haben Sam
France und Jonathan Rado zwei LPs
lang so ungeniert ihre Retromania
perfektioniert, dass sie für diese
eigentlich bis an ihr Ende durchge-
zogene Methode viele Bewunderer
und kaum Verächter fanden. Der
Titel des zweiten Albums „We Are
The
2 1
st Century Ambassadors of
Peace & M agic“ w ar eine kaum
kaschierte Anspielung au f „The
Village Green Preservation Society“
von den Kinks, und Ideen lieh man
sich dort viele von Elvis bis David
Bowies Glamrock-Phase.
Beim dritten Langspielwerk neh-
men sie den Zuhörer nun w ieder an
die Hand und führen ihn mit neuen,
selber musizierten Songs durch ein
im aginäres Rockm usik-M useum ,
wobei sie beim ersten Kapitel „The
Hits & Star Power Suite“ nicht nur
im Geist von Brian Wilson, Syd Bar-
rett/Pink Floyd, Todd Rundgren und
Velvet Underground komponieren,
sondern auch schon mal einen Song
praktisch kom plett übernehm en.
Das Faible für Glam rock mögen
sie auch hier nicht verleugnen - so
wenig wie ein Jack W hite seine Led
Zeppelin-Obsession oder die Black
Crowes ihre Begeisterung für die
Rolling Stones.
W eniger frivol, öfter ergreifend
klingen die Songs des Psyche-
delic-Zyklus „The Paranoid Side“,
die man auch als Hommage an die
„acid casualty“ Syd Barrett hören
kann. In ihrer Lust am Lofi-Expe-
rim ent zitieren sie bei den sechs
Songs von „Scream : A Journey
Through Hell“ Garagenrock-Klassik
von Link Wrays „Rum ble“ bis zu
„Gloria“ von Them /Van Morrison -
andeutungsweise, kein Sampling!
Der Brian W ilson von „S m ile“
inspirierte offenbar das vierte und
letzte Kapitel „Hang On To Love“.
So viel klassischer Pop muss als
versöhnendes Finale einfach sein -
weshalb „Hang“ die abschließende
John Lennon-Hommage wurde.
Franz Schöler
MUSIK
KLANG
STEREO 11/2014 129
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